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DER SPIEGEL 44/1990 vom 29.10.1990
Mit der Hand waschen
Ein Provinzklub mutierte durch einen Trick zu einem Unternehmen - und hat Erfolg.
Als Stephan Schöne, 28, seine Wohnung im Dörfchen Wallau bezog, war ihm "etwas mulmig" zumute. Der Handballer, zuvor in Düsseldorf zu Hause, befürchtete, daß sein Engagement beim Provinzklub SG Wallau-Massenheim ein "ziemlicher Reinfall" werden könnte.
Doch der 106fache Nationalspieler wurde innerhalb von drei Jahren zum Helden im Dorf. Die Bäckersfrau steckt seiner Freundin Ernestine schon mal ein paar Semmeln mehr zu, damit "der Stephan auch genug zu essen" hat.
In Wallau und Massenheim, den beiden durch die Autobahn A 66 getrennten Flecken kurz vorm Wiesbadener Kreuz, wo, so der Sport-Informations-Dienst, derzeit ein "Handball-Wunder" geschieht, läßt es sich für treffsichere Werfer gut leben. Eine akribisch geplante Klub-Karriere führte die SG Wallau-Massenheim an die Spitze der Bundesliga, Bundestrainer Horst Bredemeier sieht die Hessen inzwischen als "erste Anwärter auf den Meistertitel". Klubmanager Bodo Ströhmann, 50, lobt seinen Verein darüber hinaus gar als "Vorbild für Deutschland".
Daß Dorfklubs mit einer Mischung aus urdeutscher Harmonieseligkeit und provinzieller Cleverness in Sportarten wie Handball, Ringen oder Gewichtheben die nationalen Meisterschaften dominieren, ist so neu nicht. Auch bei den ländlichen Überfliegern aus Wallau und Massenheim ist der Frohsinn ritualisiert, gießen sich die Spieler nach Siegen den Apfelwein im Vereinsheim "Grüner Wald" schon mal bembelweise über den Kopf. Dennoch ist sich der jugoslawische Klub-Trainer Velimir Kljaic, seit zweieinhalb Jahren im Amt, sicher, daß die SG "kein normaler Verein" ist.
Denn die Siege in der Provinz wirken über den Handball hinaus, der steile Aufstieg der SG Wallau-Massenheim liefert den Kritikern des längst nicht mehr zeitgemäßen Vereinsrechts neue Argumente. Weil er den Klub "wie meine Firma führen" wollte, hatte Marmorhändler Ströhmann die Umwandlung der Spielgemeinschaft in eine GmbH beantragt. So hätte er die Spielergehälter - für Spitzenkräfte immerhin bis zu 130 000 Mark jährlich - nicht länger als Aufwandsentschädigungen tarnen und über dunkle Kanäle zahlen müssen, wie es im Handball allenthalben üblich ist.
"Auf Druck des Deutschen Sportbundes", so Ströhmann, lehnte der DHB ab; die Funktionäre sahen die Grundfesten des gemeinnützigen deutschen Amateursports gefährdet. Da gründete Ströhmann kurzerhand eine Firma, die jetzt für die SG ausschließlich die Aufgaben der geplanten GmbH übernimmt.
So rackern in Wallau Nationalspieler wie Schoene, Martin Schwalb oder die Ostdeutschen Mike Fuhrig und Peter Hofmann ebenso auf Lohnsteuerkarte wie Christian Stoschek, Henry Kaufmann und Manfred Nowak. Die wurfkräftigen Sieben sind Angestellte der "Werbeagentur Wallau-Massenheim GmbH".
Die Briefkastenfirma ohne Geschäftsräume verpflichtet Sponsoren und gibt die Hallenzeitung SG Rundschau heraus. Mit den Einnahmen von 500 000 Mark jährlich wird die sportive Belegschaft entlohnt, die sich allerdings nicht tatsächlich um Sponsoren oder viertelseitige Anzeigen, etwa die des lokalen Malermeisters Pirron, kümmern muß. Das erledigt allein Ströhmann, der mit vier weiteren Gesellschaftern auch für etwaige Verluste der Sportfirma aufkommt.
Für den Verein, über den er am liebsten bei Pfungstädter Pils schwärmt, gibt der gelernte Betonbauer alles. Bei einem Jubelsprung vor zwei Jahren zog sich der Manager, der als sportliche Meriten lediglich eine Hessenmeisterschaft im Kunstradfahren vorzuweisen hat, einen Muskelfaserriß zu. Und um "einmal einen Europapokal" in der Firmenvitrine stehen zu haben, würde er, wenn nötig, sogar "die Trikots mit der Hand waschen".
Dennoch betreibt Ströhmann die Vereinsgeschäfte mit strikter Professionalität. Als Handball in Wallau noch langweilig war, engagierte er die einstigen Fußballnationalspieler Jürgen Grabowski, Bruno Pezzey und Bernd Hölzenbein von Eintracht Frankfurt, die sich bereitwillig auf der Tribüne zeigten. Inzwischen glaubt Ströhmann, die Heimspiele seines Klubs sogar komplett verkaufen zu können. Im November sollen, so wünscht er es sich, die Opel-Werke die Partie gegen den Daimler-Benz-Klub Stuttgart-Scharnhausen zu einer Werbeveranstaltung umfunktionieren.
Auch für den Titelgewinn hat der Manager bereits geplant. Dann sollen im Dorf "die Glocken läuten und Straßensperren errichtet" werden. So soll kundgetan werden, was für Ströhmann das Wichtigste ist: "Wir Wallauer können erhobenen Hauptes durch Deutschland gehen."
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Nachfolgend alle Teile der Wallau/ Massenheim-Story, geschrieben im Juli 2005 von Volker Eckhardt und einem Teil von Uwe Martin sowie einem Fazit von Ulrich Schwab erschienen in der Wiesbadener Tagespresse:
Unkomplizierte Geburt im Pferdestall
Ströhmann und Braun bringen Wallau/Massenheim auf die Beine
Noch nie flog ein Verein aus der Handball-Bundesliga. Essen und die SG Wallau/Massenheim traf es jetzt als Erste. Wer zuvor auf der Kippe stand, zog freiwillig Konsequenzen. Vom Auf und Ab der SG berichtet unsere Serie von Volker Eckhardt, die mit der spannenden Gründerzeit beginnt.
In den letzten 20 Jahren waren die Handballer der SG Wallau/Massenheim der Platzhirsch im Rhein-Main-Gebiet, doch auch in den zehn Jahren davor beherrschten sie die Schlagzeilen. Als der TV Wallau 1975 vor dem Aus stand, blieb scheinbar nur der Blick zurück, als die Feldhandballer des Klubs in den 50er Jahren bis zu 700 Zuschauer zählten. Die magerten stark ab, bis nur noch die Spielerfrauen da waren. Ottmar Beil, Kurt Hauzu, Eugen Göller, Erich Hauzel und Erich Wink versuchten zu retten, was zu retten war, und setzten sich mit Reinhard Krissel, Wilhelm Noll, Günter Bohrmann und Hans Lindauer vom TuS Massenheim an einen Verhandlungs-Tisch.
Kurt Hauzu feierte am 29. Mai 1975 seinen 50. Geburtstag in einem umgebauten Pferdestall. Dabei auch Bodo Ströhmann, der sofort mittendrin in der am 1. August aus der Taufe zu hebenden Handball-SG war: "Da mach´ ich mit. Und mein Freund Alois Braun auch. Ich steige voll ein und führ´ euch in die Oberliga, wenn es sein muss, bis in die Bundesliga." Gesagt getan. Per Los-Entscheid landet Wallau bei der Namensgebung vor Massenheim. Ströhmann übernahm den Vorsitz im Förderkreis und gab Gas. Was der Marmorhändler anpackte, es wurde ein Erfolg. Für das erste Oktoberfest mietete er die Ländcheshalle und verpflichtete zwei Kapellen. Der Vorstand war ob des finanziellen Risikos fast verrückt geworden, doch als plötzlich 1000 Festgäste die Halle bevölkerten, waren alle platt. Bodo Ströhmann und der Baustoff-Händler Alois Braun hatten der SG in den frühen Jahren ihren Stempel aufgedrückt, doch in erster Linie zählte nicht das Geld, sondern die Kameradschaft. Da wurde mehr als eine Sau geschlachtet.
Los ging´s, als der wurfgewaltige Rückraum-Recke Manfred Aumann, Engelbert und Georg Hacker sowie Michael Störger vom VfR zur SG wechselten. Aumann, der nach seiner Spielerlaufbahn auf Management-Ebene viel für den Verein getan hatte, kehrte nach den jüngsten Irrungen und Wirrungen der SG gerade am 3. Juli wutentbrannt und enttäuscht den Rücken.
Nach der ersten Saison in der Kreisklasse Main-Taunus wussten 600 Fans am 21. Februar 1976 nicht, ob sie lachen oder weinen sollten. Erich Schrobbach (Eintracht), der erste Trainer der SG, hatte das letzte Heimspiel mit seiner Truppe vergeigt. Sie verpasste den Aufstieg in die Bezirksliga, schaffte aber als Zweiter hinter dem TV Breckenheim den Einzug in die Kreisliga. Für die Zuschauer, die auf Anhieb für ein beachtliches Finanzpolster der SG gesorgt hatten, gab´s dennoch Freibier.
Mit einjähriger Verspätung wurde der Einzug in die Bezirksliga nachgeholt. Zuvor hatte sich die SG gewaltig verstärkt. Vom Bundesligisten TV Großwallstadt kamen mit dem neuen Trainer Norbert Anthes und Torhüter Theo Kaus zwei Wickerer.
Bernd Wagenführ, heute Manager der ersten Garnitur in der Regionalliga und damals treffsicherer Vollstrecker, fand den Weg von der TG Schierstein ins Ländchen, Karl-Heinz Spitz (Niederrad) und Wolfgang Sell (Frankfurter TG) gesellten sich ebenso hinzu wie Jens Pechbrenner (VfR) und Roger Schneider (Dietzenbach), Massenheims quirliger Ossi Reinemer half noch einmal aus.
Bei allem Jubel und Trubel gab es aber auch den denkwürdigen 4. Dezember 1977. Beim 13:12-Sieg des TV Wicker, der ebenfalls von Norbert Anthes trainiert worden war, wurden die Wiesbadener Spitzen-Schiedsrichter Vogt und Rettert (Turnerbund) attackiert, drohten anschließend mit Streik, bis die Handball-Richter das Strafmaß für die SG erhöht hatten.
Staunen und Missgunst bei der Konkurrenz, Euphorie und eine brechend volle Halle im eigenen Lager kennzeichneten die Szene. Bei der Bezirksmeister-Feier 1978 trat Bodo Ströhmann erstmals als Vorsitzender aus der Kulisse heraus und verkündete als Conferencier mit stolzgeschwellter Brust das nächste Ziel: "Aufstieg in die Oberliga!"
Spektakulärer Trainerwechsel im Ländchen
Rückraumspieler Zeljko Zovko löst in Wallau Fritz-Peter Schermuly ab
Durchmarsch hieß die Parole der Wallau/Massenheimer Handballer. In den 70-er Jahren dienten sie sich auf Bezirksebene nach oben. Damit der Aufstiegszug in der Verbands- und in der Oberliga nicht ins Stocken geriet, schlug die SG auf dem Spielermarkt spektakulär zu.
Torjäger Norbert Schaaf kam vom Regionalligisten Eintracht Wiesbaden, Jürgen Scherer ebenso vom VfR wie Hans-Dieter Großkurth, der gerade erneut gewählte SG-Chef, doch in der ersten Verbandsliga-Saison reichte es 1979 hinter Petterweil nur zur Vizemeisterschaft. Das wurde ein Jahr später trotz des ersten Rebellen-Aufstandes korrigiert. Vier Mann wechselten nach Sulzbach, doch Bernd Wolf stieß von der Eintracht, Michael Fuchs von Blau-Gelb/Germania zur SG. Vom 16:14-Erfolg über den Lokalrivalen Wicker in der mit 1200 Zuschauern proppenvollen Ländcheshalle und dem Triumph über Bruchköbel, das vier Jahr lang daheim unbesiegt war, schwärmen langjährige SG-Anhänger noch heute.
Wegen einer neuen Klasseneinteilung reichte der SG 1981 Platz vier in der Oberliga zum Einzug in die Regionalliga. Hans-Josef Embs, jetzt Coach des Zweitliga-Neulings TSG Münster, kam aus Wicker, Manni Meudt aus Ober-Eschbach und Axel Porz aus Rüsselsheim. Porz brach sich gleich beide Arme, Theo Kaus riss in einem Gaudi-Kick die Achillessehne. Beide fielen über Monate aus. Am Saisonende trennten sich Trainer Norbert Anthes und die SG nach fünf Jahren nicht in bestem Einvernehmen. "Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann geh´n", klagte Anthes. Fritz-Peter Schermuly (Eintracht, damals Steinheim) wurde der neue Mann auf der Bank, nachdem im letzten Heimspiel gegen Holzheim noch eine wilde Keilerei mit Polizeieinsatz über die Bühne gegangenen war. Auch hier blieb die SG Sieger.
Hätte die SG in ihrer ersten Regionalliga-Saison 1982 im letzten Spiel beim TV Holzheim an ihre Chance geglaubt, sie wäre erneut auf Anhieb Meister geworden. Detlev Klug war aus Steinheim gekommen, Herbert Dahlmann verdrängte bisweilen Stammkeeper Theo Kaus zwischen den Pfosten. Trainer Fritz-Peter Schermuly zeigte sich vom Engagement der beiden Macher, "den Herren Ströhmann und Braun sehr angetan", wagte aber auch als Erster, das Publikum zu kritisieren. Und das nach dem 22:19 über den Titelfavoriten Ober-Eschbach, der mit Ex-Nationalspieler Herbert Wehnert aus Schierstein angerückt war. "Das Publikum feuert uns nicht genug an. Der Torschrei ist zu wenig", bilanzierte Schermuly nach der Partie, bei der erstmals die neue Hallenuhr mitlief.
Nach der 14:19-Bauchlandung gegen den Abstiegskandidaten Niedergirmes schickten die Fans ihre Lieblinge mit Pfiffen in die Kabine. Es war ebenfalls eine Premiere. Gegen TuS Holzheim kassierte SG-Chef Bodo Ströhmann seine erste Rote Karte wegen Meckerns, doch die hatte eine Explosion auf den Rängen zur Folge. Die Fans schrieen das Team noch zum Sieg - und feierten am Ende ihren Bodo als den eigentlichen Matchwinner.
1982/83 war eine Schlüsselsaison für die Entwicklung der SG Wallau/Massenheim, die als haushoher Meisterschaftsanwärter in der Regionalliga gehandelt wurde. Immerhin hatte man mit dem Rückraumspieler und Regisseur Zeljko Zovko, dem 28-fachen jugoslawischen Nationalspieler vom TV Hüttenberg, Dieter Schappert (SG Dietzenbach) und Kreisläufer Stefan Faber (TV Lützellinden) namhafte Akteure geholt, die die folgenden Jahre dominieren sollten. Erstmals gab es für Dauerkarten-Inhaber reservierte Plätze in der Ländcheshalle.
Für einen aber gab es keinen Platz mehr. Schon am 23. November, also früh in der Saison, wurde der Trainer entlassen. Fritz-Peter Schermuly verstand die Welt nicht mehr: "Wir liegen doch nur zwei Punkte hinter dem Tabellenführer" , stellte er fest und kritisierte die Vereinsführung, sie habe keine Geduld gezeigt. Doch Bodo Ströhmann blieb unerbittlich: "Wir brauchen neue Impulse", zeigte er Härte, die Kumpel Bodo auch in späteren Jahren noch nachdrücklich unter Beweis stellen sollte. Zeljko Zovko als Spielertrainer und Manni Meudt übernahmen als Trainergespann das Kommando. Mit Erfolg.
Wallau wird die Nummer eins
SG läuft der Wiesbadener Eintracht den Rang ab
Neun Jahre nach ihrer Geburtsstunde erfüllte sich der Traum der SG Wallau/Massenheim: Die Handball-Bundesliga war erreicht. Komplikationslos ging bei der SG aber auch schon 1984 nichts, schon gar nicht der Sprung in die Bundesliga.
Ein Jahr zuvor war erst einmal der Einzug in die 2. Liga zu meistern. Im ersten Aufstiegsgefecht in Dansenberg versagte die SG auf der ganzen Linie. Fußball-Weltmeister Jürgen Grabowski war nach dem Auftritt seiner SG in der Pfalz entsetzt: "Die Mannschaft war völlig von der Rolle." Sie erreichte beim 15:18-Debakel alles andere als Normalform. Ganz anders im zweiten Kampf. Da spielte die SG den Gegner in Grund und Boden. 1300 Fans feuerten ihr Team frenetisch an. Norbert Schaaf stellte den gefürchteten Dansenberger Torjäger Weber kalt, Torhüter Herbert Dahlmann war eine Bank, Theo Kaus, die eigentliche Nummer 1, musste als Mann der ersten Stunde tatenlos zuschauen. Zeljko Zovko entzog sich geschickt der Manndeckung und brillierte mit fabelhaften Anspielen. Was Wunder, dass Bodo Ströhmann nach dem 26:13-Spektakel unter Freudentränen gestand: "Das ist mein größtes Erlebnis, seit ich bei der SG bin."
Und das war er 1983 immerhin schon acht Jahre. Ströhmann wäre nicht Ströhmann, hätte er nicht gleich nachgelegt: "In die 1. Liga wollen wir doch erst 1985 pünktlich zum zehnjährigen Jubiläum aufsteigen." Mit-Manager Alois Braun richtete derweil den Fokus auf die heimische Handball-Szene und fragte: "Wer ist der Beste im ganzen Land." Er freute sich erst einmal auf die Lokalderbys mit Eintracht Wiesbaden in der 2. Liga. Es sollten nur deren zwei werden, weil die SG auf dem Weg nach ganz oben einfach nicht zu halten war. 1983 trat Weltmeister Horst Spengler bei der SG seine erste Trainerstelle an.
Burkhard Keller kam zudem vom Bundesliga-Absteiger SG Dietzenbach.
Doch ehe schließlich der Bundesliga-Aufstiegssekt in Strömen floss, rannte der Schweiß. Vor Aufregung, vor Spannung und Hektik. Oft war die stickige Ländches-Arena mit 1500 Fans hoffnungslos überfüllt. Das Verletzungspech traf die SG zudem knüppeldick. Burkhard Keller, Hans-Josef Embs, Gerd Wolf und Zeljko Zovko, alle erwischte es schwer. Wolfgang Sell wurde aus der "2. Welle" reaktiviert, Horst Spengler streifte sich selbst den SG-Dress über. Es ging alles gut, doch am Finaltag war der Aufstieg in die Bundesliga mehr als ungewiss. Wallau hatte zuvor bei den Gensungern (Spengler: "Die kämpften, als hätten sie Blut gesoffen") 12:14 verloren, der Titelaspirant Griesheim war um 19 Tore besser gestellt als Wallau.
Am 5. Mai 1984 schlug die Stunde der Wahrheit. Nach einem munteren Scheibenschießen gelang ein 35:11-Triumph über den Absteiger Haßloch, doch der Jubelsturm in der Ländcheshalle verwandelte sich erst in einen Orkan, als Ströhmann-Sohn Michael die sensationelle 13:20-Schlappe Griesheims gegen Schutterwald überbracht hatte. Auf dem Spielfeld war der Teufel los. "Ich bin der glücklichste Mensch der Welt. Vor neun Jahren hab´ ich versprochen, diese SG ganz nach oben zu bringen. Jetzt hab´ ich es geschafft." Bodo Ströhmann sprach´s und war selbst geschafft. Doch er entpuppte sich als Stehauf-Männchen. Als der Tempogegenstoß-Flitzer Norbert Schaaf frotzelte: "Mensch Bodo, jetzt können wir ja gar nicht mehr aufsteigen!", setzte der schlagfertige Manager gleich noch einen drauf: "In spätestens drei Jahren holen wir den Europapokal."
Am Sonntagmorgen hatten die Spieler zwar alle dicke Augen, doch beim Umzug durch die Straßen Wallaus fehlte keiner. Es folgte ein Mallorca-Trip, aber die SG ließ sich nicht lumpen und bezahlte auch dem TuS Schutterwald die Reise auf die Insel. - Für seine Schützenhilfe in Griesheim.
Höhepunkt der Zweitliga-Saison war neben dem finalen Aufstiegs-Drama der lokale Kraftakt um die Vorherrschaft im Bezirk Wiesbaden. Am 28. November erlebte die bereits im Vorverkauf ausgebuchte Halle das erste Duell, das Wallau mit 20:15 gegen die Eintracht zu seinen Gunsten entschied. Nur einmal war der Erfolg in Gefahr, als aus dem Publikum eine Büchse aufs Feld flog und der Spielabbruch in der Luft lag. Am 7. April 1984 gewann die SG dann auch am Elsässer Platz 15:13. Der Eintracht hatte sie damit endgültig den Rang abgelaufen. Nicht nur wegen des Bundesliga-Aufstiegs.
Nach Bundesliga-Aufstieg folgt postwendend Abstieg
Wie gewonnen, so zerronnen: Das Wallau/Massenheimer Bundesliga-Glück währt in der Saison 1984/85 nur kurz
Genug gefeiert. Nach dem heiß ersehnten Aufstieg in die Bundesliga begann für Wallau/Massenheim der Ernst des Handball-Lebens. So schnell die SG ins deutsche Oberhaus eingezogen war, so schnell war der Zauber auch wieder vorbei. Nur ein Jahr währte das Glück, doch es sollte der einzige Abstieg bleiben, bis am 30. Juni 2005 die Handball-Richter den Zwangsabstieg in die Regionalliga anordneten. Dem 28. September 1984 hatten die SG-Fans entgegengefiebert. 2400, davon 500 mit Dauerkarte, strömten zum ersten Bundesliga-Match gegen den Altmeister Grün-Weiß Dankersen in die neue Heimspiel-Halle nach Rüsselsheim. Unter ihnen der damalige Bundestrainer Simon Schobel. Die SG musste Lehrgeld zahlen, obwohl sie mit Weltmeister Manfred Freisler vom TV Großwallstadt, Torhüter Uli Theis (VfL Gummersbach) und Louis Rack (Frisch Auf Göppingen) enorm aufgerüstet hatte. Hinzu kam der pfiffige Kreisläufer Manni Nowak vom TV Erbenheim, der sich in den folgenden Jahren in die Herzen des Publikums spielen sollte. Am 10. November gelang der erste Bundesliga-Sieg. Mit 17:13 musste der MTSV Schwabing mit dem Rüsselsheimer Dörrhöfer und den Roth-Zwillingen dran glauben. Standing Ovations gab es für das umjubelte SG-Team. Drei Tage vor Weihnachten entführte der THW Kiel mit 18:17 nur denkbar knapp die Punkte aus Rüsselsheim, doch dann wurden 7:1 Zähler eingefahren. Im Hessenderby beim TV Hüttenberg gelang mit 23:21 die erste Wallauer Auswärtssieg. 300 SG-Anhänger sorgten für Heimspiel-Stimmung, obwohl höchstens fünf von ihnen nebeneinander sitzen konnten. Die Hüttenberger Hallen-Strategen hatten diesen Sitzplan mühsam ausgetüftelt.
Der 19:17-Triumph über den TBV Lemgo beflügelte das Lager der SG derart, dass sich 400 Fans in vier Bussen, Flugzeug und Autos auf den Weg zu den Reinickendorfer Füchsen nach Berlin machten. Ein Punkt sprang heraus, doch danach ging´s bergab. Nach der 17:24-Packung in Düsseldorf warf Trainer Horst Spengler am 20. März 1985 noch im Kabinengang die Brocken hin. Er könne die Mannschaft nicht mehr motivieren, bekannte er. Fortan hörte alles nur noch auf das Kommando von Spielertrainer Zeljko Zovko. Am direkten Abstieg nach dem Aufstieg änderte dies nichts, doch Manager Bodo Ströhmann versprach: "Wir kommen wieder."
Aber nicht gleich, denn in der Zweitliga-Saison 85/86 hieß es "Daheim hui, auswärts pfui". Keinen einzigen Punkt gab die Truppe von Kapitän Uli Theis zu Hause ab, aber das war zu wenig. Um einen Zähler verpasste die SG am Rundenende die Relegationsspiele um den dritten Aufstiegsplatz in die Bundesliga. Ein Wiesbadener Frisör hatte das Zweit-Liga-Dasein offenbar nicht realisiert, wünschte er doch in seiner Anzeige im Wallau/Massenheimer Vereinsheft für die kommende "Bundesliga-Saison" viel Glück.
Trainer Vitomir Arsenjevic hatte erst einmal die Fluktuation im Kader verarbeiten müssen. Der Hochheimer Henry Kaufmann kam von Grün-Weiß Dankersen, doch im ersten Duell bei der Wiesbadener Eintracht zog die SG mit 22:25 den Kürzeren. Thomas Bannach und Hansi Maul machten in der Halle am Elsässer Platz der SG den Garaus. Auswärts war sie halt nur die Hälfte wert. Im Rückspiel reichte es für Wallau zum 18:16-Erfolg. Wiesbadens Oberbürgermeister Achim Exner rechnete beide Spiele zusammen und machte die Eintracht prompt als Gesamtsieger aus.
Olaf Oster wechselte vom TV Breckenheim zur SG, Coach Arsenjevic kündigte seinen Abschied an, und schon saß Zeljko Zovko wieder im Trainer-Boot. Björn Jilsen, 101-facher schwedischer Nationalspieler, wurde verpflichtet. Seine Aufgabe war es, die SG sofort in Liga eins zu werfen. - Er tat es.
Schwedische Handball-Tormaschine und Tippgeber
Björn Jilsen führt Wallau 1987 zum zweiten Mal in die Bundesliga und empfiehlt die Verpflichtung von Mikael Källman
Die Berg- und Talfahrt der SG Wallau/Massenheim hielt Mitte der achtziger Jahre an. Nach dem Bundesliga-Abstieg 1985 sammelte die SG neue Kräfte, um so schnell wie möglich ins Handball-Oberhaus zurückzukehren. Der zweite Aufstiegs-Anlauf wurde am 2. Mai 1987 vom Nürnberger Obran beim Strafwurf in letzter Sekunde entschieden, so dass es beim 21:20 für Hüttenberg blieb. Wallau hatte seine Pflichtaufgabe in Rot locker mit 19:11 erledigt, stieg auf, doch zuvor überschlugen sich die Ereignisse.
Michael Ströhmann, der SG-Verbindungsmann in Hüttenberg, war die Sicht versperrt, weil alle Zuschauer vor ihm aufgesprungen waren. Er wähnte Obrans Siebenmeter im Tornetz und funkte den Aufstieg der Nürnberger zu Papa Bodo nach Rot. Die Korrektur erreichte Bernd Wagenführ, den heutigen SG-Manager, über sein Autotelefon erst 13 Minuten später, als der schon völlig geknickt auf der Heimreise war. Wagenführ wendete, wurde zum Formel-1-Piloten und war mit seiner frohen Botschaft in Rot der Auslöser für ein "Schwimmbad aus Sekt", wie Kreisläufer Manni Nowak den Zustand der Umkleidekabine später
beschrieb. Wallau war zum zweiten Mal in der Bundesliga.
Zuvor hatte Manager Bodo Ströhmann den Hüttenbergern eine Woche Mallorca-Urlaub versprochen, falls sie am letzten Spieltag Nürnberg schlagen. Die Nürnberger gingen in die Luft, Hüttenbergs Vorstand geriet unter Druck, lehnte den Urlaubsreise-Anreiz ab. Es zahlte sich dennoch aus. Bis es jedoch soweit war, war ein hartes Stück Arbeit notwendig. 500000 Mark standen für die Saison zur Verfügung. Thomas Bannach wurde von der Wiesbadener Eintracht geholt, Fritz Krause von den Reinickendorfer Füchsen. Der Schwede Björn Jilsen fungierte als "Tormaschine", dennoch reichte es im ersten Lokalderby gegen die Wiesbadener Eintracht vor nur 1800 Zuchauern lediglich zu einem 17:15-Sieg.
Nach einer Talfahrt schien im Titelrennen schon alles vorbei. Am 16. November 1986, einen Tag nach der 15:19-Schlappe beim Meisterschafts-Konkurrenten VfL Günzburg, wartete die SG mit einem Donnerschlag auf. Nach fünf Jahren als Erfolgs-Garant kam das Aus für den beliebten Zeljko Zovko, der zweimal als Interims-Coach eingesprungen war. Er musste gehen, weil er sich geweigert hatte, den Hüttenberger Walter Don als Rückraumspieler einzusetzen. Don war zuvor als zweiter Manager verpflichtet worden und hatte nur ab und an mittrainiert, weil er nicht zu dick werden wollte. Rechtsaußen Burkhard Keller übernahm den Trainer-Job, Zovko wechselte zur Wiesbadener Eintracht. Don glänzte mit seinem hervorragenden Auge und Anspiel im SG-Team, das fortan 17 Mal ungeschlagen blieb.
15:1 Punkte holten Keller und Don, der eine Zähler ging ausgerechnet an die Eintracht. Die hatte ihr Heimrecht aufgegeben, trat bei den Wallauern in Rüsselsheim an, durfte 3000 Fans abkassieren und beim 14:14 einen Punkt als verdienten Lohn mitnehmen. Wäre ihr Spielmacher Zovko nicht schon nach 15 Minuten mit einer Fußverletzung ausgeschieden, es hätte schlimmer für die SG kommen können.
Am Ende reichte es am 2. Mai 1987 nach einem Wechselbad der Gefühle doch noch zum Wiederaufstieg in die Bundesliga. Einem Festumzug durch Wallau und Massenheim folgte eine Woche später die Meisterfeier in der Ländcheshalle. Selbst die hatte es genau wie die ganze Runde in sich. Bodo Ströhmann präsentierte mit dem 55-fachen Nationalspieler Stephan Schoene von TuRu Düsseldorf nicht nur einen Überraschungsgast, sondern zugleich den ersten Neuzugang.
Björn Jilsen, der sympathische, besonnene Torjäger, kehrte als Freund ins schwedische Göteborg zurück. Er hatte in Wallau nicht nur einen guten Eindruck hinterlassen, sondern wartete zum Abschied auch noch mit einem Tipp auf, der für die nächsten Bundesliga-Jahre Gold wert sein sollte. Mikael Källman, der 23-jährige Nationalspieler vom finnischen Meister BK Karis sollte sein Nachfolger im Rückraum werden. Er wurde es. Und was für einer. Schlichtweg eine "Granate".
Bei Wallauer Spielen herrscht Herzinfarkt-Gefahr
Klassenerhalt hängt im zweiten Bundesliga-Jahr am seidenen Faden/Trainer Kljaic kommt, geht und kommt wieder zurück
Wo bin ich da nur gelandet? Trainer Velimir Kljaic wusste zu Beginn seiner Wallauer Karriere oft nicht, wo ihm der Kopf stand.
Später feierte er mit der SG große Erfolge.
Die SG Wallau/Massenheim ist zwölf Jahre nach ihrer Gründung 1987 zum zweiten Mal in die Bundesliga aufgestiegen. Bis zur letzten Sekunde war gezittert worden, dass die SG nicht sofort wieder den Abstiegsfahrstuhl besteigen musste. Sie hatte Glück: statt ihrer erwischte es Nürnberg.
Aus der Truppe, die bereits 1984/85 ErstligaLuft schnupperte, waren im zweiten Anlauf nur noch Torhüter Uli Theis, Gerd Wolf sowie Schlitzohr und Publikumsliebling Manni Nowak mit von der Partie. Als neue Korsettstangen wurden Nationalspieler Stephan Schoene (TuRu Düsseldorf), Keeper Frank Hofstötter (TV Großwallstadt), Martin Baumann (VfL Hameln) und der finnische Nationalspieler Mikael Källman eingezogen. Das Trainergespann Burkhard Keller und Walter Don schafften den Klassenerhalt, mussten aber zum Saisonende ihren Dienst quittieren, weil auswärts nur ganze zwei Punkte eingefahren wurden. Allerdings die entscheidenden in Nürnberg. Dieses Match war jedoch aus anderem Grund bemerkenswert. TuSpo-Trainer Velimir Kljaic, in Wallau schon im Gespräch, fühlte sich von den Referees regelrecht verschaukelt und holte sein Team in der 43. Minute vom Feld. Die Zuschauer hatten mittlerweile auch die Fassung verloren, so dass während der Auszeit plötzlich die Polizei auf dem Parkett stand. Die Schiedsrichter gaben dem TuSpo-Team fünf Minuten Bedenkzeit. Es gehorchte - und holte sich die 24:25-Niederlage ab. Rechtsaußen Olaf Oster hatte zusammen mit dem kantigen Henry Kaufmann am SG-Sieg den größten Anteil.
Die Rüsselsheimer Walter-Köbel-Halle wurde, mit 3400 Zuschauern proppenvoll, nicht selten zum Tollhaus. Als Wallau dem TSV Milbertshofen mit den Assen Erhard Wunderlich und Oleg Gagin mit 27:21 das Fell über die Ohren zog, war TSV-Manager Ulrich Backeshoff voll des Lobes über die SG-Fans: "Auf sie können die Wallauer stolz sein." Waren sie auch inklusive Konfetti-Regen, Pauken und Trompeten. Möglich, dass die feurigen Anhänger auch den Ausschlag dafür gaben, dass Wallau/Massenheim am Tag der Arbeit 1988 durch den 23:22-Erfolg gegen Nürnberg in der Bundesliga blieb. Die Gäste schafften den 23:23-Ausgleich, der ausgereicht hätte, um die SG in die Zweite Liga zu befördern, doch der Schlusspfiff nahm dem Ball die Einschlagswirkung. Nürnberg musste statt der Wallauer in den sauren Abstiegsapfel beißen.
Harald Scholl, schon damals mit seinen Gastrolux-Bratpfannen Hauptsponsor und Mäzen des Ländches-Teams, bekannte: "Wer bei unseren Spielen keinen Herzinfarkt bekommt, kriegt nie mehr einen." Genau wie sein Freund Bodo Ströhmann stand er in den Folgejahren mehrfach kurz davor.
Das zweite Bundesliga-Jahr ist immer das schwerste. Auch Wallau wusstte das, kratzte einen 600.000 Mark Etat zusammen und verpflichtete die Nationalspieler Dirk Rauin und Thomas Springel aus Wanne-Eikel. Die hatten jedoch nichts anderes im Sinn, als die Preise im Ruhrpott in die Höhe zu treiben und sprangen schnell wieder ab. Als die Beiden eineinhalb Jahre später mit ihrem Klub wieder auftauchten, warfen SG-Fans ihnen jede Menge Geldstücke als Judaslohn für die "Verräter" hinterher.
Torhüter Andy Deichert kam aus Nordenstadt, Trainer Velimir Kljaic aus Nürnberg. 1989 sprang zwar der fünfte Platz heraus, doch die Wallauer waren ein gern gesehener Gast, brachten sie es auswärts doch auf die kümmerliche Bilanz von 4:22 Zählern. Auf die Fragbe, wann er dies abstellen werde, antwortete Kljaic: "Ich bin Trainer, kein Zauberer." 1990 war der Zauber kurzrundig vorbei. "In Wallau geht nix mehr", bilanzierte Kljaic und packte seine Koffer. Im Heimaturlaub besann er sich eines Besseren, kehrte zurück, um mit Wallau bald große Erfolge zu feiern.
Der Wallauer Staatsfeiertag im blauen Ländchen
Manager Bodo Ströhmann nach der ersten Deutschen Meisterschaft: "Wir sollten Mikael Källman ein Denkmal setzen"
Am 6. April 1989 spielte die SG erstmals in der für 40 Millionen Mark erbauten Höchster Ballsporthalle. Mit 23:20 wurde der THW Kiel bezwungen, 4500 Zuschauer waren aus dem Häuschen. In der folgenden Saison erreichte Wallau Platz drei, scheiterte in der zum ersten Mal ausgetragenen Play-Off-Runde am Angstgegner Milbertshofen mit dem damals kugelrunden Trainer-Magier Vlado Stenzel. Der hatte die SG-Fans zuvor als "letzte Affen Europas" beschimpft, und prompt war Stenzel, der heute in Wiesbaden lebt, in Höchst plötzlich von Plastikbananen und Klammeraffen umgeben.
Mit Christian Fitzek wechselte der Kapitän der Nationalmannschaft von Gummersbach nach Wallau. Der baumlange Keeper Stefan Kellner kam aus Göppingen, Christian Stoschek, heute Trainer des TV Idstein, aus Milbertshofen. Torhüter Michael Ritsert reifte zum "Siebenmeter-Töter". Und weil alles so schön war, erhielt Manager Bodo Ströhmann von Dirk Metz, dem SG-Vorsitzenden und besten Hallensprecher Deutschlands, zum 50. Geburtstag einen DDR-Trabi als "Manager-Mobil" geschenkt.
Und ab ging´s mit Vollgas zur Deutschen Meisterschaft und in den Europacup. Zuvor wurde 1990 kräftig aufgerüstet. Bodo Ströhmann griff tief ins Portemonnaie, holte Torhüter Peter Hofmann und Mike Fuhrig vom SC Leipzig, Martin Schwalb von TuSEM Essen, Frank Dammann vom VfL Gummersbach, Matthias Schmidt vom TV Niederwürzbach und Dirk Beuchler aus der eigenen Jugend.
Gummersbach lag am Saisonende um einen Zähler vor Wallau. Im entscheidenden Match am 24. Februar 1991 stockte 5500 Zuschauern der Atem, als Torhüter Michael Ritsert sich 22 Sekunden vor Schluss in den Angriff einschaltete, den Ball an den VfL-Pfosten wuchtete und im Gegenstoß den 18:18-Ausgleich kassierte. Alle waren fassungslos, doch der neue SG-Chef Manfred Aumann traf den Nagel auf den Kopf: "Hätte Ritsi den Ball reingemacht, sie hätten ihn aus der Halle getragen."
Im Play-Off-Viertelfinale bei der SG Leutershausen gab es 26 Zeitstrafen und nach dem 24:23-Sieg der SG gar Knüppel aus dem Sack. "So ein Spiel habe ich noch nicht erlebt", griff sich Stephan Schoene nachdenklich in die Löwenmähne. Über den SC Leipzig gelang der Einzug in den IHF-Europapokal, den die SG schließlich durch den Final-Triumph über das weißrussische Team von SKA Minsk in ihrem Trophäenschrank unterbrachte. Zuvor jedoch war der rasante Aufstieg 17 Jahre nach der Gründung durch die Deutsche Meisterschaft gekrönt worden. Jubel überall. Richtig rund ging es auch nach dem Match gegen Schutterwald, als Jörg Ströhmann eine Klobürste auf dem Kopf des Norwegers Kjendalen tanzen ließ.
Mikael Källman präsentierte sich gegen Kiel in Weltklasse-Form, was den THW-Schweden Wislander nach dem 21:20-Erfolg der Wallauer feststellen ließ: "Källman hat das kompletteste Wurfrepertoire." Auch Bundestrainer Horst Bredemeier schwärmte: "Er ist das Maß aller Dinge: intelligent, torgefährlich, abwehrstark." Weil auch Besonnenheit, Ausstrahlung und Fairness zu den Eigenschaften des Finnen gehörten, wurde Källman als erster Ausländer zum Handballer des Jahres gewählt. Bodo Ströhmann schlug vor: "Wir sollten ihm ein Denkmal setzen."
Am 26. April 1992 war dann Staatsfeiertag im Ländchen. Am Grünen Wald zog Willi Fein die deutsche Fahne mit integriertem finnischen Banner als Reverenz an Mikael Källman auf.
Die letzte Minute des Endspiels um die Deutsche Meisterschaft gegen Leutershausen wurde zur brenzligen Angelegenheit. Unterhalb der Regiekanzel der Ballsporthalle brannten nicht nur die Wunderkerzen, sondern auch die Stühle. Das feurige Finale wurde mit Champagner-Fontänen gelöscht, Velimir Kljaic zum Meistertrainer gekrönt, und Bodo Ströhmann weinte beim Triumphmarsch aus Aida hemmungslos. In offenen Sportcabrios wurden die Spieler im Schritttempo über die Dörfer kutschiert.
In Wicker, Massenheim und Wallau gab´s fast kein Durchkommen. Tausende standen vor den mit vielen Transparenten geschmückten Häusern. - Unvergesslich.
Wallau/Massenheimer Sternstunden in Europa
Nach Sensationssieg gegen Barcelona scheitert SG in letzter Sekunde im Finale an Zagreb/10 000 Zuschauer in der Festhalle
Der Deutschen Meisterschaft folgte am 9. Mai 1992 mit dem IHF-Europacup-Gewinn noch das Sahnehäubchen auf den nationalen Titel. Vater des Sieges über die Weißrussen aus Minsk war Tausendsassa Peter Hofmann zwischen den Pfosten. Vier Millionen erlebten abends den Auftritt des SG-Teams als stimmgewaltigen Männerchor im Aktuellen Sportstudio des ZDF. Und als die Spieler anschließend auch noch gen Mallorca düsten, ohne daheim Bescheid zu geben, war das Ende der Fahnenstange erreicht. Als "Dankeschön" drückten die erzürnten Spielerfrauen bei der Rückkehr ihren Helden noch auf dem Flughafen Sahnetorten mitten ins Gesicht . . .
Heiner Brand, heute Bundestrainer, wurde 1992 neuer Coach und fuhr die zweite Deutsche Meisterschaft mit sieben Punkten Vorsprung noch souveräner ein als sein Vorgänger Velimir Kljaic. Manager Bodo Ströhmann hatte als Lohn 15 nagelneue Audi 80 als Dienstwagen-Flotte für die Meisterspieler besorgt. Der Trainer war wie geschaffen für den bevorstehenden Europapokal. Er kannte sich aus auf internationalem Parkett. Brand und Ströhmann ergänzten sich und "passten vielleicht gerade in ihrer Gegensätzlichkeit zueinander." So formulierte es Dirk Metz in seinem heute noch lesenswerten SG-Buch mit dem Titel "Von der Deutschen Meisterschaft haben wir nicht mal geträumt". Im Halbfinale des Europapokals der Landesmeister traf das kleine Wallau auf den großen FC Barcelona. 15.000 Karten hätte die SG verkaufen können. 5.000 Tröten und 10.000 blau-weiße Luftballons brachte Hauptsponsor Portas unters Volk. Am 23. April 1993 krönte Martin Schwalb seine Topleistung mit dem achten Tor zum sensationellen 24:20-Triumph. Den freilich erlebten die Fernsehzuschauer nicht mehr, weil ARD-Reporter Jürgen Emig drei Minuten vor Schluss beim Stande von 23:19 der Saft abgedreht worden war. Heute könnte sich das keine Fernsehanstalt mehr erlauben. Im Rückspiel kassierte die SG mit 22:25 die schönste Niederlage in ihrer Vereinsgeschichte, war das Resultat doch maßgeschneidert, um ins Europapokal-Endspiel einzuziehen.
Im ersten Finale im Hexenkessel der Zagreber Eissporthalle setzte es eine 17:22-Niederlage. Im Rückspiel am Pfingstsonntag wollten die Wallauer dann Badel Zagreb in der mit 10000 Zuschauern ausverkauften Frankfurter Festhalle zeigen, wo "Badel wirklich den Most holt". Organisatorisch war die SG voll gefordert. 24.000 Mark für fernsehreifes Licht, 15.000 für Sicherheitsdienste, 10.000 für die Anzeigetafel und 22.000 für den Hallenboden aus der Stuttgarter Schleyer-Halle waren aufzubringen. "Das ging an die Grenze unserer Leistungsfähigkeit", bilanzierte Schatzmeister Bernd Scherer.
An ihre Leistungsgrenze gingen im Rückraum auch Mikael Källman, Stephan Schoene und Martin Schwalb, der trotz Bänderriss am Knöchel spielte. 17:12 und 21:15 führten die Wallauer. Der Europapokal war zum Greifen nah. Doch dann kam´s knüppeldick. "Singing in the rain" trällerte es aus den Lautsprechern, ehe nach 20 Minuten Zwangspause die offene Lüftungsklappe im Festhallen-Dach entdeckt und geschlossen werden konnte. Zagreb kam auf, Mike Fuhrig knallte den Ball zwei Minuten vor Schluss an den Pfosten. Drei Sekunden vor dem Ende bugsierte Zagrebs Kreisläufer Nenad Kljaic, Sohn des Ex-SG-Coachs Velmir Kljaic, die Kugel zum Kraftpaket Puc, der auf 18:22 verkürzte. Das reichte, Badel hatte den Pokal. Die Kroaten entzündeten Bengalische Feuer in der Festhalle, derweil liefen bei Wallaus Flügelflitzer Olaf Oster an seinem 28. Geburtstag die Tränen.
Als dann aber am 5. Juni der DHB-Pokal durch einen Finalsieg über Dormagen gewonnen wurde, feierten 5.000 Menschen auf dem Wallauer Kerbeplatz das Double Meisterschaft und Pokal. Dass ihnen ausgerechnet der Europacup durch die Lappen gegangen war, das hatte Verein und Spieler aber dann doch gewaltig gewurmt.
Martin Schwalb sorgt für Stabilität im SG-Lager
Der Schwabe verhilft den "Jungen Wilden" der SG Wallau/Massenheim zum Sprung auf die internationale Bühne
Von Uwe Martin
Erinnert sich noch jemand? Wie unspektakulär und dennoch schlagzeilenträchtig der Abgang des heutigen Bundestrainers Heiner Brand in Wallau war? Wer sein Nachfolger wurde? Wie die Trainer hießen, die in der Folgezeit versuchten, den Ruf der besten deutschen Handballmannschaft (Stand Mitte 1993) zu bewahren? Tom Schneider erinnert sich an alles. Die Hälfte seiner 36 Lebensjahre war er Betreuer der SG Wallau/Massenheim, Schneider ist ein wandelndes Archiv. Seit Olympia 2004 ist er beim Deutschen Handball-Bund als Team-Koordinator tätig, ein honoriger Posten, doch kein Ersatz für seine SG. "Manchmal falle ich in ein tiefes Loch."
Doch der Reihe nach. Die Saison 1993/1994 war zur Hälfte vorüber, als die Entfremdung zwischen Brand und der Mannschaft immer offensichtlicher wurde. Um die Weihnachtszeit, nach dem Auswärtsspiel in Magdeburg, war das Arbeitsverhältnis beendet. Brand hatte längst gemerkt, daß er die Belastung mit den fast täglichen Fahrten von Gummersbach nach Wallau ins Training (hin und zurück etwa 350 Kilometer) nicht mehr lange durchhalten konnte. Manager Bodo Ströhmann erledigte die Vertragsauflösung und "in Wallau brannte mal wieder der Baum". Coach wurde der Sportliche Leiter Burkhard Keller. Vor dem Sommer 2004 gewann die SG Wallau/Massenheim ihre beiden letzten Titel: deutscher Pokal- und Supercupsieger. Danach ging es langsam abwärts, sportlich und später wirtschaftlich.
Björn Jilsen kam als Trainer aus Schweden zurück, huldigte offensivem Tempo-Handball, schaffte es aber nicht, eine zupackende Abwehr auf die Beine zu stellen. Zusammen mit dem Coach, der in seiner Heimat ein gut dotiertes Angebot aus der freien Wirtschaft annahm, wurde Anfang April 1996 auch die Ikone Mikael Källman verabschiedet. Es gab reichlich Tränen beim Spielmacher, dem "Messias aus den finnischen Wäldern". In seinem vorletzten Bundesliga-Heimspiel für die SG gegen Rheinhausen stand Källman auch ein Torwart gegenüber, der neun Jahre danach als Wallauer Manager fristlos entlassen wurde: Bülent Aksen. Eher ein Missverständnis war die Verpflichtung von Trainer Kristjan Arason. "Er hat´s schwer gehabt", sagt Tom Schneider. Und zu viel diskutiert mit den Stars. Noch während der Saison 1996/1997 wurde er abgelöst vom früheren Meistermacher Velimir Kljaic, der wenige Monate zuvor mit Kroatien Olympiasieger geworden war. Es wurde noch der vierte Platz - dann folgte ein Traumstart in die Spielzeit 1997/98. Kljaic hat geweint, als er seinen Rücktritt verkündete, ebenfalls mitten in der Saison. Einfach so, nach mehreren Niederlagen in Folge, deren Ursachen er nicht zu ergründen vermochte. Martin Schwalb als Spielertrainer und Armin Emrich übernahmen die Regie. Platz sechs, Halbfinale im Eurocity Cup - Respekt.
Ende der neunziger Jahre, längst waren die Klubs aus Kiel, Lemgo, Magdeburg und Flensburg wirtschaftlich mehr als einen Schritt voraus, propagierte Ströhmann die Umbenennung in SG W.M. Frankfurt. Grober Unfug, wie sich wenig später herausstellte, nicht ein neuer Sponsor tat sich auf. Es gab einige Fehlentscheidungen, die sich Ströhmann ans Revers heften darf, so auch den ersten SG-Geschäftsführer (Peter Eickmeier). Schon in dessen Amtszeit machten Schulden in Höhe von mehreren 100000 Euro die Runde. Doch mit dem Vertrauen in Schwalb, der 1998 mit Platz drei bei der EM seine aktive Karriere beendete, lag Ströhmann goldrichtig. Steffen Weber, Christian Rose, Gregor Werum, Jan-Olaf Immel, Pascal Hens - der Linkshänder Schwalb führte viele junge Wallauer Spieler auf nationales und internationales Niveau. In seinem Debütjahr als allein verantwortlicher Coach erreichte die SG Platz sechs, im Jahr 2000 schaffte das Team das Final-Four-Turnier. 2001 war es bereits Rang vier in der Bundesliga - das PR-Leitmotiv der "Jungen Wilden" hatte sich längst in den Köpfen festgesetzt. Aufschwung? Nun ja. Vor der Saison 2001/2002, die letztlich mit dem Halbfinale im EHF-Pokal und Bundesligarang sieben abgeschlossen wurde, stand in der Wallauer Pressemappe: "Der 1. Februar 2000 darf getrost als Wendepunkt in der 25-jährigen Geschichte bezeichnet werden." Bodo Ströhmann präsentierte an diesem Tag mit Ralf Jahncke die neue treibende Kraft des Handball-Bundesligisten. Der 44-jährige Unternehmer nahm die Geschicke des in sportliche und finanzielle Schieflage geratenen Vereins in beide Hände. Damals schon war die Rede von einem "Businessplan" und von "Visonen" und von "finanzieller Gesundung". Wie man sich täuschen kann.
Kungeln und Durchwurschteln führt zum Untergang des Wallau/Massenheimer Bundesliga-Handballs
Von Ulrich Schwaab
"Wallau/Massenheim ist als Marke eine große Instanz, aber wir brauchen noch professionellere Strukturen." So bewertete Bülent Aksen seinen neuen Arbeitgeber, dem er seit August 2002 als Geschäftsführer verbunden war. Der einstige Handball-Profi erschien als der richtige Mann, den von chronischer Finanzknappheit gezeichneten Bundesligisten auf einen soliden Weg zu führen. Rhetorisch geschickt, nicht vom Wallauer Klüngel vereinnahmt, machte sich Aksen an die Aufräumarbeiten. Eine große Marke war Wallau schon lange nicht mehr, professionelle Strukturen wollte und konnte sich der Verein nie geben.
Drei Jahre sollte der Überlebenskampf aber noch dauern, obwohl das Aus Ende August 2005 nah war: Ein Loch von 500 000 Euro gähnte im Etat. Aksens Vorgänger als Manager, Stephan Schoene, hatte weder die Finanzen konsolidiert, geschweige denn die Marke SG Wallau/Massenheim poliert. Dabei bot das Team Perspektive. Mit Pascal Hens formte Trainer Martin Schwalb die kommende Ikone des deutschen Handballs, Wallaus junge Wilde spielten sich ins Rampenlicht einer breiteren Öffentlichkeit. Trainer und Spieler einigten sich auf eine Kürzung der Gehälter um 20 Prozent. Das Leben ging weiter. Der Etat wurde auf unter zwei Millionen Euro gedrückt und die Saison 2002/03 beendete die SG mit "einer schwarzen Null", wie Aksen nicht ohne Stolz verkündete.
Die vermeintliche Harmonie hielt nicht lange. Aksen wollte Dinge verändern, sich nicht mit Stillstand und dem für den Ländches-SG so typischen Kungeln und Durchwurschteln zufrieden geben. Alte Zöpfe wollte Zopfträger Aksen abschneiden. Bodo Ströhmann - als Ehrenpräsident außen vor. Harald Scholl - als jahrelanger Mäzen in Vergessenheit. Die Gesellschafter der Wallauer Spielbetriebs- und Vermarktungs GmbH ließen Aksen gewähren, trugen im Hintergrund ihre eigenen Animositäten aus. Aksens Anspruch, die Marke zu positionieren und den Verein professionell aufzustellen, blieb Makulatur. Kein Merchandising-Konzept, keine Kundenbindungsmaßnahmen mit den Schulen, keine klare Positionierung der Marke im Rhein-Main-Gebiet. Aksen begann zu träumen. Vom großen Kino. Von der Festhalle. Davon, dass der Handball-Boom in Deutschland endlich auch die SG erreicht. 2, 3 Millionen Euro betrug der Etat füur die Saison 2004/2005, basierend auf durchschnittlich 3000 Zuschauern pro Heimspiel. Erstaunlicherweise hatte die Deutsche Handball-Liga (HBL) dagegen keine Einwände. Sie erteilte jenem Verein, der wiederholt durch Finanzakrobatik aufgefallen war, die Lizenz ohne Auflagen.
In diesem laschen Controlling liegt ein weiterer Grund für das Aus der SG: Nicht nur innerhalb des Vereins, auch beim Bundesliga-Veranstalter versagten die Warninstrumente. Die SG hatte für sündhaft teure 200 000 Euro Jahressalär Nenad Perunicic verpflichtet - alles mit dem Segen ihrer Gesellschafter und der HBL, die nie einen Nachweis über die Liquidität ihrer Clubs verlangte. "Wir hätten sagen sollen, wir haben die Kohle nicht", meint Timm Reichold rückblickend. Hinterher ist auch er schlauer.
Wallaus Schiff gerät in schwere See, als im Herbst 2004 Sponsorengelder ausbleiben, die Zuschauer der Equipe die kalte Schulter zeigen und die fixen Personalkosten von monatlichen 100 000 Euro dem Klub die Luft zum Atmen nehmen. Volkmar Rohr war inzwischen zum Mehrheitsgesellschafter der GmbH bestellt worden. Der Flörsheimer Unternehmer hält 70 Prozent aller Gesellschafteranteile. Dachte er zumindest. Tatsächlich wird Rohr niemals beim Amtsgericht als Mehrheitsgesellschafter eingetragen. Ein Versäumnis seines Freundes Aksen.
Das erfährt Rohr erst Monate später, als die restlichen Gesellschafter aus ihrer Lethargie erwacht sind und sich für die Lage des Clubs interessieren. Aus Eigennutz. Alle haben Patronatserklärungen, eine Art Bürgschaft, unterschrieben, die im Falle einer Insolvenz gezogen werden. Im Handstreich hebeln sie Aksen und Rohr aus dem Amt, Ralf Jahncke gibt den Retter. Der smarte Wiesbadener Unternehmer genießt die Rolle des edlen Herolds, doch finanziell bewegt weder er noch seine Mitgesellschafter etwas. "Die hatten kein Geld, wollten daher nicht, dass Patronatserklärungen gezogen werden", ist Rohr überzeugt. Das Schiff sinkt. Schuldzuweisungen machen die Runde.
Die Spieler? Sie spielen gegen den Niedergang an. Ohne Gehalt. Zum Benefizspiel kommt der THW Kiel. Nur 2 500 wollen ihn sehen. Der Trainer hält die Stange. Bis zuletzt. Doch die Totenglocke schlägt vernehmbar. In den Chaoswochen hat Übergangs-Geschäftsführer Volker Haase einen Antrag auf Eigeninsolvenz gestellt, der Wallau vorm ständigen Schiedsgericht des Handball-Bundes das Genick bricht. Das Insolvenzverfahren wird eröffnet, die Konkursverwalterin bittet die Gesellschafter zur Kasse, um die Gläubiger zu befriedigen. Jetzt verdienen die Rechtsanwälte. Die Spieler - in alle Winde zerstreut. Der Trainer - beim Rivalen Wetzlar untergekommen. Die Homepage - seit 28. Juni abgeschaltet. Die Geschäftsstelle - geschlossen. Das Ende einer Ära ist gekommen.
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